BSJP Agrarwirtschaft: "Vom Feld auf den Tisch" - eine neue Strategie für die europäische Landwirtschaft

Im Rahmen des "European Green Deal"-Plans der Europäischen Kommission, der am 15. Januar 2020 vom Europäischen Parlament endgültig verabschiedet wurde, haben sich die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

Dies bedeutet Veränderungen in vielen Bereichen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens Europas. Einer der Schlüsselbereiche des "Green Deal" ist die Landwirtschaft. Dieser Tätigkeitsbereich wird durch die Strategie "Vom Feld auf den Tisch" abgedeckt.

Die neue Strategie "Vom Feld auf den Tisch" geht von der Annahme aus, dass die Landwirtschaft einer der umwelt- und klimarelevantesten Wirtschaftszweige ist. Gleichzeitig muss die Landwirtschaft ein Bereich bleiben, in dem gesunde Lebensmittel mit hoher Nährstoffqualität und möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt produziert werden.

Die Notwendigkeit, die Landwirtschaft bis 2050 in die europäische Klimaneutralitätsstrategie einzubeziehen, bedeutet eine deutliche Änderung der Philosophie des Ansatzes für die landwirtschaftliche Produktion, die an der Schwelle der neuen EU-Haushaltsperspektive nachhaltige Produktionsmechanismen unterstützen wird.

Der am besten messbare Indikator für die vorgeschlagenen Änderungen ist die Annahme, dass

  • 40% des GAP-Budgets zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen und
  • 30 % der Mittel des Fonds für Meeres- und Fischereipolitik zur Erreichung der Klimaziele beitragen sollten.

Zum Vergleich: Unter der auslaufenden Haushaltsperspektive der Gemeinsamen Agrarpolitik für die Jahre 2014-2020 wurden 75,6% der Gesamtmittelausstattung für die so genannte erste Säule, d.h. die Direktzahlungen, bereitgestellt. Der verbleibende Teil - 24,4% - war die so genannte zweite Säule, die sich auf Instrumente der ländlichen Entwicklung bezieht.

Wenn gemäß der neuen Strategie "Vom Feld auf den Tisch" 40 % der GAP-Mittel mit den Mechanismen des Klimawandels verknüpft werden sollen, bedeutet dies, dass sowohl die Instrumente der Direktzahlungen als auch die ländliche Entwicklung unweigerlich von Bedingungen abhängen, die zum Klima- und Umweltschutz beitragen.

Was bedeutet dies für einen einzelnen landwirtschaftlichen Produzenten?

Die landwirtschaftliche Produktion in Europa wird nach 2020 einer Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft unterliegen, von der Produktion zum Verbrauch.

Für den durchschnittlichen Agrarproduzenten bedeutet dies in erster Linie Änderungen in den Produktionsmethoden für Pflanzen und Tiere. Es ist zu erwarten, dass die aus den Verpflichtungen der so genannten nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft bekannten Mechanismen, z.B. hinsichtlich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und Mineral- und Naturdüngern, für alle Produzenten zunehmend verpflichtend werden. Einerseits wird es also eine Notwendigkeit der bewussten Produktion sein, bei der sich jeder Pflanzenschutz- oder Düngevorgang aus dem tatsächlichen Bedarf ergibt (z.B. Überschreiten der Schädlichkeitsschwelle für Krankheitserreger oder Insekten und des dem Bodenreichtum entsprechenden Düngungsniveaus), andererseits bedeutet es ein erhebliches Einsparungspotential für die Landwirtschaft.

Die Einführung der Strategie "Vom Feld auf den Tisch" wird zweifellos auch Auswirkungen auf die Tierproduktion haben. Die einzelnen Glieder dieser Produktion, von der Futtermittelzubereitung über die Fütterung, das Wohlergehen der Tiere, die Verwendung von Dung bis hin zu Transport, Schlachtung, Verarbeitung und Verbrauch müssen mit möglichst geringen Umweltauswirkungen verbunden werden. Der Endverbraucher der auf dem Bauernhof produzierten Produkte sollte gemäß der Strategie "Vom Feld auf den Tisch" eine Garantie für Qualität und Produktionsmethoden haben, die für ihn zugänglich und transparent sind. Ähnlich wie bei der Pflanzenproduktion können sich Anforderungen und Opfer, die dem Produzenten auferlegt werden, in messbaren Vorteilen niederschlagen.

Gegenwärtig mag die neue Strategie für die europäische Landwirtschaft vielen als beunruhigend und mit übertriebenen Anforderungen verbunden erscheinen. Sie erheben bereits jetzt Einwände, zum Beispiel bei Produzenten aus den Niederlanden und Deutschland. Das Wesen der oben genannten Annahmen wird sich nur in den Einzelheiten der Strategie "Vom Feld auf den Tisch", die von der Europäischen Kommission im März dieses Jahres angekündigt wird, sowie in den nationalen Dokumenten zu den Direktzahlungen und zur Politik der ländlichen Entwicklung widerspiegeln. Die Voraussetzung für eine möglicherweise neutrale und positive Auswirkung der neuen Strategie auf einzelne Produzenten wird die aktive Beteiligung der Produzenten an der Umsetzung ihrer Annahmen sein.

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Adwokat Maciej Prusak (maciej.prusak@bsjp.pl).